In ALS PAUL ÜBER DAS MEER KAM – Tagebuch einer Begegnung begleitet Regisseur Jakob Preuss den Weg des Kameruners Paul Nkamani von Marokko über die Erstaufnahme für Asylsuchende in Eisenhüttenstadt bis ins elterliche Wohnzimmer des Regisseurs. Der Film erzählt eine ganz persönliche Migrationsgeschichte und eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen Regisseur und Protagonist im politisch brisanten Umfeld der europäischen Migrationsdebatte.
Bereits 2011, noch bevor der Begriff „Flüchtlingskrise“ aufkam, begann der Filmemacher und gelernte Jurist an den Außengrenzen der EU mit den Vorbereitungen für seinen Dokumentarfilm. Sein Fokus lag zunächst auf der europäischen Innenansicht, auf dem Grenzregime und auf Institutionen wie Frontex, der Bundespolizei und dem EU-Parlament. Doch aufgrund der persönlichen Begegnung mit dem Kameruner Paul Nkamani in Marokko verschiebt sich der Schwerpunkt des geplanten Films.
Kurz nach ihrem Kennenlernen ergattert Paul einen begehrten Platz auf einem Schlauchboot nach Europa, doch die Überfahrt nimmt einen tragischen Ausgang: Die Hälfte seiner Mitreisenden stirbt, Paul überlebt. Der Regisseur sieht die erschütternden Bilder der Rettung im Fernsehen und begibt sich auf die Suche nach Paul. Nachdem Paul bereits zwei Monate in Abschiebehaft verbracht hat, findet Jakob ihn in einem spanischen Rote-Kreuz-Heim wieder. Als Paul aufgrund der Wirtschaftskrise in Spanien beschließt nach Deutschland zu reisen, muss Jakob sich entscheiden: Soll er Paul aktiv bei seinem Streben nach einem besseren Leben unterstützen oder in der Rolle des beobachtenden Filmemachers bleiben?
Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnete den Film mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ aus. In vielerlei Hinsicht, so die Jury, stelle der Film „einen absolut bemerkenswerten Dokumentarfilm dar“. Zum einen gelinge es dem Regisseur, die Flucht seines Protagonisten von der Nordküste Afrikas bis Berlin über mehr als zwei Jahre hinweg zu begleiten. Darüber hinaus reflektiere der Film aber auch wie kaum ein zweiter, welch persönliche Verantwortung es bedeutet, einem Asylsuchenden dauerhaft helfend zur Seite zu stehen. Und ganz nebenbei würden Themen wie Integration, die Rolle der Medien und EU-Grenzpolitik erörtert. In der Montage sei Preuss die erstaunliche Balance gelungen zwischen Nähe und Distanz, zwischen Perspektive der Fluchtsuchenden und Perspektive der europäischen Exekutive, zwischen Subjektivität und Sachlichkeit. Es sei dem Regisseur zudem gelungen, Paul in der Montage nicht zum eindimensionalen Vorzeigemigranten zu formen.
Im Rahmen des 38. Filmfestivals Max-Ophüls-Preis feierte ALS PAUL ÜBER DAS MEER KAM seine Deutschlandpremiere im Dokumentarfilmwettbewerb. Direkt im Anschluss fand die internationale Premiere auf dem Filmfestival Rotterdam im Hauptprogramm „Bright Future“ statt.
Der Film ist der zweite abendfüllende Film von Regisseur Jakob Preuss. Mit seinem Dokumentarfilm „The other Chelsea – A story from Donetsk“ gewann der Filmemacher zahlreiche renommierte Preise. Darunter u.a. den First Steps Award und den Grimme Preis sowie den Preis für den besten Dokumentarfilm beim Filmfestival Max-Ophüls-Preis 2011.
ALS PAUL ÜBER DAS MEER KAM ist eine Produktion von Weydemann Bros. GmbH (Jakob D. Weydemann, Jonas Weydemann) in Koproduktion mit ZDF – Das kleine Fernsehspiel. Gefördert von der Film- und Medienstiftung NRW und der Nordmedia Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH.
Der Film läuft seit dem 31. August in deutschen Kinos.
Zuerst veröffentlicht in: Blicklicht, Ausgabe September 2017
Bildquellen
- Als Paul über das Meer kam: Weydemann Bros.