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Toni Krahls Rocklegenden

Es war ein bewegtes Musikerleben, das Toni Krahl, Frontmann der DDR-Band CITY, in seinem Buch [amazon_textlink asin=’3355018406′ text=’„Toni Krahls Rocklegenden“’ template=’ProductLink’ store=’lesenswuerdig-21′ marketplace=’DE’ link_id=’7e93ff0c-f0be-11e7-808c-a74f49cd7633′] beschreibt. „Seit fünfzig Jahren ist die Musik mein Leben. Über vierzig Jahre stehe ich in der ersten Reihe von CITY. Wir haben in dieser Zeit mehrere tausend Konzerte zwischen Moskau und Havanna gegeben. Ich habe hunderte Gitarrensaiten zerfetzt, eine halbe Million Zigaretten verbrannt und ungefähr einen Hektoliter Feuerwasser vernichtet.“ (S.9) Und es war ein Leben mit einigen Aufs und Abs. Bis heute ist der charismatische Musiker auf großen Musikevents und Bandtourneen der Publikumsmagnet. Krahl erzählt überwiegend schlank, ehrlich und selbstbewusst. Manchmal wirkt er etwas überheblich und großmäulig, was dem Interesse an dem Buch aber keinen Abbruch tut.

Trotz Protest gegen DDR-Führung Karriere als Musiker

1949 in Berlin in einer kommunistischen Familie geboren, lebte er zweitweise mit seinen Eltern in Moskau. Die Schule muss er abbrechen, weil er 1968 gegen den Einmarsch der Roten Armee in Prag protestierte. Seinen Protest hat er mit Freunden vor die sowjetische Botschaft in Ostberlin getragen. Der anrückenden Polizei kann er entwischen, der Stasi dagegen nicht. Zu drei Jahren wird er verurteilt, von denen er nur drei Monate absitzen muss. Nach der obligatorischen Bewährung in der sozialistischen Produktion konnte er seinen schon früh entdeckten Neigungen nachgehen und Musiker werden. Ab 1975 ist er Sänger von CITY, die mit „Am Fenster“ den größten Hit des DDR-Rocks platzierten.

Dieser Hit überstrahlt die lange Geschichte der Band, und die verrücktesten Geschichten ranken sich um dieses Lied: wie eine geschenkte Geige erst ans Tageslicht brachte, dass in Bassist Joro ein Teufelsgeiger steckte; warum der Text des Liedes eigentlich falsch ist; wie das Lied, das keine Radiostation spielen wollte, entdeckt wurde; wie es der Band eine Goldene Schallplatte in und eine Tournee durch Griechenland einbrachte und Mikis Theodorakis ihren Auftritt verhindern wollte; wie es zur „Begleitmusik“ auf der Reeperbahn wurde; warum die Band den Nachlass der Dichterin Hildegard Maria Rauchfuß erwarb und der Stadt Leipzig schenkte; und nicht zuletzt, wie „Am Fenster“ 1993 ein Punk-Publikum zum Toben brachte und das Comeback von CITY einläutete.

[amazon_link asins=’3355018406′ template=’ProductAd’ store=’lesenswuerdig-21′ marketplace=’DE’ link_id=’3b056b9d-f0bf-11e7-baf7-899150adc1be’]Krahl blickt zurück auf Konflikte in der Band, auf Widerstände, denen sich die Musiker ausgesetzt sahen, auf Förderer und Partner, die ihren Weg begleiteten. Auf die bewegenden Wendejahre, in denen die Band auseinanderfiel und wieder zusammenfand. Und warum er trotz aller Widrigkeiten die DDR zu keinem Zeitpunkt verlassen wollte.

Es sind die vielen kleinen Anekdoten, der Kollegenklatsch und die Miniaturen etwa über Lindenberg und Maffay, weswegen man das Buch überwiegend mit Freude liest.