Auf dem Fernbusmarkt in Deutschland ist ein neues Monopol entstanden, und der Monopolist Flixbus wird immer dominanter. Das Marktforschungsinstitut Iges berichtete am Sonntag, das Unternehmen komme bereits auf einen Marktanteil von 90 Prozent gemessen an den Fahrplankilometern. Gleichzeitig hat sich das Angebot verringert: Die Zahl der innerdeutschen Linien habe sich zu Jahresbeginn verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 23 Prozent auf 246 verringert. Das Angebot sei damit sogar noch geringer als 2015.
Der Anfang 2013 liberalisierte Fernbusmarkt ist ein typisches Beispiel von Monopolbildung im Kapitalismus. Anfangs als eine Goldgräberstimmung vorherrschte wollten viele Unternehmen am Gewinn versprechenden Geschäft teilhaben. Doch mit Billigtickets ließen sich zwar Fahrgäste gewinnen aber die Kosten nicht decken, und so gaben in den letzten Monaten viele Unternehmen auf oder wurden vom Brachenprimus geschluckt. So reduzierte beispielsweise die Deutsche Bahn im letzten Jahr ihr Fernbusangebot und Flixbus hatte die Konkurrenten Postbus und Megabus übernommen.
Platz zwei im innerdeutschen Markt belegt laut Iges mit gut 2,8 Prozent die Fernbusgruppe EuroLines, gefolgt von Dein Bus mit 2,1 Prozent. Auf 1,3 Prozent kommt der tschechische Anbieter Student Agency mit der Marke RegioJet. Der IC Bus der Deutschen Bahn kommt laut Iges auf einen Marktanteil von 0,5 Prozent.
Die verbliebenen Unternehmen straffen wiederum ihr Angebot, um profitabler zu werden. Der Fernbusmarkt sei nun „auf einem realistischen Weg“ erklärte Iges-Geschäftsführer Christoph Gipp. „Die derzeitige Streckenkonzentration fördert eine bessere Auslastung und hilft damit, den Betrieb kostendeckender zu organisieren.“ So hätte es im letzten Jahr hierzulande rund 24 Millionen Fahrgäste gegeben und weiteres Wachstum sei möglich trotz leicht gestiegener Fahrpreise.
Konkurrenzkampf hat Investion in Infrastruktur unterbunden
Im Kampf um Marktanteile wurden notwendige Investitionen unterlassen. Der Fernbusmarkt habe „sich in den letzten Jahren schneller entwickelt als die dazugehörige Infrastruktur“, sagte der für Verbraucherschutz zuständige ADAC-Geschäftsführer Alexander Möller laut Deutscher Presseagentur. „Die Angebote der Städte bilden derzeit nicht die Mobilitätsbedürfnisse und Wünsche der Fahrgäste ab“.
Der Autoclub hatte zehn Fernbus-Bahnhöfe getestet, von denen sechs nur die Note „ausreichend“ oder schlechter bekamen. „Sehr gut“ war dagegen keiner, heißt es in einem letzte Woche veröffentlichten Bericht. So fehlten an vielen Stationen elektronische Anzeigetafeln und Dächer über den Bahnsteigen. Ebenso sei oftmals der Bürgersteig zu schmal für Rollstuhlfahrer und in den Bahnhöfen mangele es an Service-Einrichtungen und automatischen Türen. Auch der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (BDO) mahnte nun Investitionen in gut gelegene Bahnhöfe an.
Zuerst veröffentlicht in: Unsere Zeit vom 3. Februar 2017
Bildquellen
- 20150420_112506-1: Michael Panse/flickr.com | CC BY-ND 2.0
2 Comments
Monopolbildung schadet. Sie schadet uns, schadet der Wirtschaft und kann sogar dem Unternehmen selbst schaden.
Nicht umsonst hat man nach dem 2.Weltkrieg dafür gesorgt, dass Monopole aus dem III. Reich gespalten wurden.
Grüße, Robin
Natürlich schadet Monopolbildung, aber sie ist im Kapitalismus bzw. in der Marktwirtschaft unvermeidlich, wenn man ihm bzw. ihr freien Lauf lässt. Freie Konkurrenz führt zu verschärften Wettbewerb, und wenn alle Einsparpotenziale ausgeschöpft sind, aber die Gewinne immer noch nicht wieder sprudeln, geht man zur Marktbereinigung durch Aufkauf von Konkurrenten über. Dadurch wird wieder die freie Konkurrenz, in der niemand marktbeherrschend ist, ausgeschaltet.
Comments are closed.