Die Republik strahlt – Die Kampagne „Atommüll-Alarm – Tatorte in Deutschland“ informiert über die Hinterlassenschaften der AKW

Am 8. Oktober ist die Ausstellung „Tatort Schacht KONRAD“ im Rathaus in Salzgitter-Lebenstedt eröffnet worden. Die Ausstellung ist Teil der bundesweiten Kampagne „Atommüll-Alarm – Tatorte in Deutschland“. Die Ausstellung dokumentiert den nunmehr 40-jährigen Widerstand gegen das Atommüllprojekt in der alten Erzgruppe „KONRAD“.

„Tatort KONRAD ist ein Krimi von Anfang bis zum Ende“, sagte die Politologin Ursula Schöneberger, die auch die Ausstellung konzipiert hat. In den 70iger Jahren entstand die Idee, in der Erzgrube KONRAD Atommüll einzulagern. Anfangs argumentierte man noch, dass es eine gute Möglichkeit sei, die Grube für den späteren Abbau von Erz offen zu halten. Doch bald schon war der Erzbergbau vergessen und die Idee eines Lagers für Atommüll fest in den Köpfen verankert. Schon 1981 wurde der Schacht als Entsorgungsnachweis für das Atomkraftwerk Grundremmingen akzeptiert, obwohl noch nicht einmal ein Planantrag gestellt war. Der Krimi werde bis heute weitergeschrieben, so Schöneberger.

Die Ausstellung ist Teil einer groß angelegten Kampagne, die noch bis Ende Oktober andauert und auf die Probleme mit dem Atommüll hinweist. Die Bundesregierung wird dabei aufgerufen, den gesamten Atommüll und die Zwischenlagerun in ein umfassendes Konzept einzubeziehen, das den Schutz vor radioaktiver Strahlung höchste Priorität einräumt. Außerdem soll es den Energiekonzernen unmöglich gemacht werden, sich aus der Haftung für die Ewigkeitslasten des Atommülls entlassen zu werden.

„Entgegen der Behauptung der Bundesregierung, es gäbe nur noch ein Problem mit dem langfristigen Umgang mit dem Atommüll, gibt es unzählige akute Probleme und Gefahren im ganzen Land“, sagte Kampagnensprecher Peter Dickel. Dazu zählen der geplante Export des radioaktiven Mülls in die USA, die akuten Auseinandersetzungen um Atommüll auf Hausmülldeponien, den Abriss von Atomkraftwerken und einiges mehr. „Wer uns einen langfristig sicheren Umgang mit Atommüll verspricht, muss erstmal nachweisen, dass er heute alles dafür tut, die akuten Gefahren für die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung zu minimieren“, so Dickel weiter.

So macht die Kampagne darauf aufmerksam, dass die Bundesregierung plant, 450 Castorbehälter in die USA zu exportieren und sie dafür etwa eine Milliarde US-Dollar ausgeben. Außerdem gebe es in den Gebieten Thüringens und Sachsens, in denen früher einmal Uran abgebaut wurde, außer den offiziellen sieben Sanierungsgebieten etwa 1900 Altlasten, um die sich niemand kümmert. Ein anderes akutes Problem sei, dass große Mengen radioaktiver Abfälle wegen geringer Belastung einfach „freigemessen“ und dann beispielsweise auf Deponien für Hausmüll gelagert werden.

Wo es überall in Deutschland Atommüll gibt, hat ein Bündnis von Initiativen zusammengetragen und veröffentlicht. Man kann die Daten auf der Internetseite www.atommuellreport.de abrufen.

 

Zuerst veröffentlicht in: Unsere Zeit 42/2014

Foto: Protest gegen Atommüll-Lager im Gewerbegebiet Leese (michaela/flickr.comCC BY-NC-ND 2.0)